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Im Labor gezüchtetes Insektenfleisch – die Lösung für die Nahrungsmittelknappheit?

Unsere Fleischeslust lässt die grössten Tierarten der Erde aussterben

Biologisch abbaubare Plastiktüten – die nachhaltige Alternative?

Dark Light

Die Bevölkerungszahl steigt stetig und mit ihr auch die Angst vor der Lebensmittelknappheit. Noch haben wir genug zu essen und auch die UNO Welt-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) gibt Entwarnung. Aktuell reicht die landwirtschaftliche Produktion aus, um die Weltbevölkerung zu ernähren. (Theoretisch. In Entwicklungsländern sind 795 Millionen Menschen unterernährt, in westlichen Ländern wie der Schweiz werden immer mehr Menschen fettleibig.) Doch der Klimawandel, Wassermangel und andere Naturkatastrophen könnten einen unvorhersehbaren negativen Einfluss auf die zukünftigen landwirtschaftlichen Erträge haben. Wie können wir also jetzt schon nachhaltiger essen und effizienter Lebensmittel produzieren?

Ideen gibt es viele. Ist die vegetarische oder vegane Ernährung die Lösung oder vielleicht doch das verzehren von Insekten? Schliesslich vermehren sie sich rasant, enthalten viel Protein und sind CO2-neutraler als Rindfleisch. Oder wir züchten unser Fleisch einfach gleich im Labor (siehe: “Zellen statt Tiere“) und verringern so auch direkt das immense Tierleid. Auch könnten wir Pflanzen durch genome editing so optimieren, dass sie ertragreicher und resistenter gegen klimatische Veränderungen und Insektenbefall sind.

Forscher der Tufts Universität in Massachusetts finden, warum sich für das eine entscheiden, wenn man auch einfach alles kombinieren kann? Ihre Lösung: Gezüchtete, genetisch optimierte Insektenzellen, welche sich von veganen Nährmedien ernähren.

Was sind die Vorteile von gezüchtetem Insektenfleisch?

Zu den interessantesten ökologischen Vorteilen der Insektenzucht gehören unteranderem die geringere Treibhausgasemission verglichen zur Fleischproduktion, der geringere Wasserbedarf (verglichen zu Fleisch und auch einzelnen pflanzlichen Lebensmitteln, wie Avocados, Mandeln, Datteln, usw.), sowie der geringere Platzbedarf durch die Möglichkeit der vertikalen Landwirtschaft. Das schnelle Wachstum und die hohe Reproduktionsrate der Insekten sowie eine erhöhte Effizienz bei der Nahrungsmittelverwertung (Anteil des essbaren Gewichts liegt bei Grillen bei 80%, bei Rindfleisch nur bei 40%) sind ebenfalls klare Vorteile. Ausserdem weisen viele Insektenarten einen hohen Gehalt an Proteinen, gesunden Fetten und Mineralien auf.

Im Vergleich zu Zellen, welche von Wirbeltieren stammen, sind Insektenzellen viel simpler zu kultivieren. Sie benötigen weniger Ressourcen und sind auch sonst weniger anspruchsvoll. Sie wachsen in einem grösseren Spektrum von Temperatur-, pH-, Sauerstoff- und Osmolaritätsbedingungen. Ausserdem benötigen sie kein Nährmedium, welchem tierische Bestandteile, wie das fötale Kalbsserum, beigemengt werden müssen. Sie sind also die optimalen Veganer.

Okay. Aber was sind die Nachteile?

Das Problem ist; wir sind einfach noch nicht so weit.

Die Erstautorin des Papers, Natalie Rubio, stellt klar: “Trotz dieses immensen Potenzials, ist kultiviertes Insektenfleisch noch nicht konsumreif. Es wird an zwei Schlüsselprozessen geforscht: die Entwicklung von Insektenzellen zu Muskeln und Fett und deren Kombination in 3D-Kulturen zu einer fleischähnlichen Textur.”

Die Chancen sind also gering, dass wir in nächster Zukunft ein gezüchtetes Insekten-Schnitzel in den Supermarktregalen finden werden. Die Wissenschaftler sind sich durchaus bewusst, dass die Akzeptanz von solchen neu entwickelten Nahrungsmitteln (vorallem auf Insektenbasis und genverändert) in der Gesellschaft seine Zeit braucht. Sie sehen die Lebensmittelneophobie als eine Herausforderung an, die gezüchteten Insektenprodukte im Markt zu etablieren. Denn um die Folgen der ressourcenintensiven tierischen Landwirtschaft zu verringern, ist es von grosser Notwendigkeit, neue Innovationen in der Lebensmittelproduktion (mit potenziell höchst positiven Auswirkungen auf Tier und Umwelt) nicht nur zu erkennen, sondern auch zu verfolgen.

Quellenangaben
Titelbild von Unsplash (Heiko Haller)
Frontiers: Possibilities for Engineered Insect Tissue as a Food Source by Natalie R. Rubio
sciencedaily.com: Edible insects? Lab-grown meat? The real future food is lab-grown insect meat
mein-wirtschaftslexikon.de: Nahrungsmittelknappheit
Bayer Research Institute: Landwirtschaft und Ernährung der Zukunft

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