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Es war soweit! Vom 26. bis 28. August fand die “Alternative Protein & Dairy Show” in Amsterdam statt, eine Konferenz auf welcher die grössten Player der Branche rund um kultiviertes Fleisch vertreten waren. Organisiert wurde der Event von KET (Kind. Earth. Tech.), einer Organisation, welche sich zum Ziel gemacht hat auf der ganzen Welt alternative Proteinquellen ins Gespräch zu bringen. Seien es Pilze und Algen oder Fleisch-, Milch- und Käseersatzprodukte. Hierfür werden Firmen und Wissenschaftler eingeladen, welche über die neusten Innovationen in ihrem Feld sprechen und ihre Arbeit präsentieren. An der Amsterdam-Edition der Konferenz drehte sich alles um kultiviertes Fleisch, Algen und die Bildung einer Kreislaufwirtschaft.

Die Fahrt nach Amsterdam

Am Sonntag ging es für mich schon früh los, um 6:39 fuhr mich meine Tram an den HB Zürich. Dort ging es für mich dann mit dem Zug nach Basel. Ich wechselte von der SBB auf die DB und nach einem kurzen Zugwechsel in Frankfurt und einer Verspätung von 12 Minuten, war ich dann auch schon in Amsterdam angekommen. Insgesamt nahm meine Reise fast 9 Stunden in Anspruch. Mit EasyJet wären das wohl knapp 2h gewesen, doch es war mir sehr wichtig, mit dem Zug zu reisen. Ich habe mir vorgenommen, keine Kurzstreckenflüge mehr zu buchen und habe mir stattdessen einen Platz in der ersten Klasse der Bahn gegönnt. Das Super Spar-Ticket kostete 119 Euro (das 2. Klass Billett wäre übrigens 99 Euro gewesen, da lohnt sich der Aufpreis von 20 Euro total) und gab mir genug Zeit und Ruhe um mich in mein neues Buch zu vertiefen.

Im Moment lese ich das Buch “How not to die” von Dr. Michael Greger. Ich habe sehr viel positives Feedback zu diesem Buch gelesen, da wollte ich mir auch mal ein eigenes Bild dazu machen. Bis jetzt finde ich es richtig gut!

Meine Unterkunft – get out of your comfort zone

Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich war in meinem ganzen Leben effektiv erst einmal in einem Hostel. Auch wenn ich alleine irgendwohin gereist bin, habe ich mir immer ein Einzelzimmer gebucht. Aber da ich schon an der Konferenz niemanden kenne, wollte ich nicht auch noch am Abend einsam in meinem Hotelzimmer hocken. Ich war für 4 Nächte im Flying Pig Downtown Hostel und war wirklich extrem zufrieden. Es liegt nicht einmal 5min Fussweg vom Hauptbahnhof Amsterdam entfernt und ist so zentral, dass man sich nicht einmal ein Velo mieten muss, um mobil zu sein.

Tag 1: Vorträge über Vorträge

Der Montag bestand vor allem aus Vorträgen (15 Vorträge und 8 Start-up-Pitches) und hilfloses Rumstehen, weil ich nicht weiss wie man auf fremde Menschen zugeht. Da waren mir die vielen Vorträge mehr als recht.

Ira van Eelen, der Kopf hinter diesem Event, ist niemand geringeres als die Tochter von Willem van Eelen, dem “Godfather of In Vitro Meat“. Van Eelen war ein holländischer Forscher, welcher sich schon 1940 gefragt hat, warum wir unser Fleisch eigentlich nicht im Labor züchten. Über ein halbes Jahrhundert forschte er auf dem Gebiet des in vitro Fleisches und bekam dann schliesslich im Jahr 1999 internationale Patente für die “industrielle Produktion von Fleisch durch Zellkulturverfahren”.

“Es ist schwer zu rechtfertigen, wie Tiere auf diesem Planeten behandelt werden. Fleisch ohne Leid zu züchten, schien eine natürliche Lösung zu sein.”

Willem van Eelen (The New Yorker, 2011)

Ich will euch hier einen kleinen Ausschnitt von Vorträgen und Firmen präsentieren, welche ich ganz besonders spannend fand.

Dr. Lisa Dyson – CEO von Kiverdi

Die heutige Nahrungsmittelproduktion nimmt bereits 37% der Landmasse in Anspruch, das ist die Fläche von Afrika und Südamerika zusammen. Bis 2050 müssen wir die Produktionsmenge voraussichtlich um 70% steigern. Kiverdi hat dafür eine Lösung, sie produzieren Protein aus Luft, auch Air Protein genannt. Verglichen zur Sojaproduktion (äquivalente Proteinmenge) würde Air Protein 10’000 mal weniger Land und 2’000 mal weniger Wasser in Anspruch nehmen. Vergleicht man diese Zahlen mit der Fleischproduktion, fallen die Unterschiede noch horrender aus.

Dr. Sandhya Sriram – CEO von Shiok Meats

Shiok Meats stellt Meeresfrüchte aus Zellen her. Im Moment arbeitet die Firma an in vitro Shrimps. Die Chefin selbst war ihr ganzes Leben lang Vegetarierin, doch als sie sich dazu entschloss Shiok Meats zu gründen, musste sie nicht nur Shrimps essen, sondern sich auch mit den konventionellen Produktionsprozessen auseinandersetzen. Dafür reiste sie durch Asien und schaute sich die lokale Aufzucht an, welche übrigens auch nach Europa exportieren. Was sich ihr da offenbarte fand sie einfach nur widerwärtig. Da Garnelen Aasfresser sind, werden sie in unmittelbarer Nähe von Schlachthäusern gezüchtet. Da schwimmen sie im Abwasser der Schlachthöfe und leben im Blut und Dreck der zuvor getöteten Tiere. Damit sie schneller wachsen, werden sie noch mit Steroiden vollgepumpt. Wenn sie dann gross genug für den Verkauf sind, müssen sie noch in Bleiche eingelegt werden, damit sie auch so schön weiss sind wie wir sie kennen. Nachdem sie dann für weitere 4 Stunden in einer Antibiotika-Lösung sterilisiert wurden, werden sie gewaschen und sind bereit für den Verkauf. Wenn der Konsument eher faul ist, kann er die Garnelen auch schon geschält erwerben. Dafür sind Frauen und Kinder rund um die Uhr im Einsatz. Vom Schälen der Shrimps sind ihnen bereits die Fingernägel abgefallen.

Didier Toubia – CEO von Aleph Farms

Aleph Farms stellt als einzige Firma Steaks her. Dafür müssen Muskel-, Fett- und Bindegewebszellen, sowie auch Blutgefässe an einer extrazellulären Matrix zu einer 3-dimensionalen Struktur heranwachsen. Die Fleischproduktion kommt übrigens ganz ohne fötales Kalbsserum (FCS) und Antibiotika aus.

Benjamina Bollag – CEO von Higher Steaks

Higher Steaks forscht an in vitro Schweinefleisch und hat damit im Moment ein Alleinstellungsmerkmal.

Lori Goff – CEO von Outlander Materials

Outlander Materials will den Plastikverpackungen den Kampf ansagen. Aus dem Abfall der Bierbrauerei stellen sie ein Material her, welches nach dem Gebrauch einfach auf den Kompost geworfen werden kann. Anders als konventionelles (und auch biologisch abbaubares) Plastik, zerfällt ihr Material nicht zu Mikroplastik, da es eben gar nicht erst ein Kunststoff ist. Ausserdem war es Lori wichtig ein Material zu entwickeln, welches aus Abfallstoffen besteht, womit wir uns immer mehr einer Kreislaufwirtschaft nähern könnten. Plastik aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Mais und Zuckerrüben, sind für sie keine echten Alternativen. “Regenwälder werden gerodet, um Plastik anzubauen, anstelle von Lebensmitteln”, sagt sie.

Tag 2: Noch mehr Vorträge – aber auf dem Boot

Da ich schon viel von Tag 1 geschrieben habe und einige der Aussagen auch in den Text oben geflossen sind, zeige euch hier einfach ein paar Bilder. Sollten dich die anderen Speaker noch interessieren, findest du eine Übersicht aller Vortragenden hier.

Am Nachmittag ging es dann an die “Future Food” Ausstellung im Nemo Science Museum. Mega interessant. Die Ausstellung ist noch bis am 6. Oktober 2019, wer also vorher einmal nach Amsterdam fährt, sollte das auf keinen Fall verpassen.

Tag 3: Roundtables und Tempeh-Workshop

Am dritten Tag war nur morgens Programm. Es fanden Diskussionsrunden und ein Tempeh-Workshop statt. Ich bin da aber nicht hin, weil kein Bock.

Stattdessen bin ich durch Amsterdam geschlendert und habe mir einen ruhigen Tag gemacht. Und das war eine meiner besten Entscheidungen. Beim Spazieren bin ich über die “Little Plant Pantry” gestolpert, mein ganz persönliches Café am Rande der Welt.

Im vorderen Bereich des Ladens befindet sich ein Unverpacktladen, wo man nicht nur alle Grundzutaten für ein geiles veganes Menü findet, sondern auch Seifen, Lippenpflege usw. Ich habe mir eine Lavendelseife gegönnt und dann gleich noch ein warmes Tiramisu. Das Tiramisu war so gut, ich hab fast geweint.

So, das war’s auch schon mit dem Blogpost zu meinem Aufenthalt in Amsterdam. Falls ihr Fragen zu kultiviertem Fleisch oder warmen, veganem Tiramisu habt, dann schreibt mir sehr gerne. Ich bin da jetzt sozusagen Experte drin.

Quellenangaben:
Mein Notizblock, welches die Aussagen der Speaker enthält (kein Gewähr auf Richtigkeit, aber es sind ziemlich schlaue Menschen, also wird’s schon stimmen)
nextnature.net: In Vitro Meat Godfather Dies at Age of 91
newyorker.com: Test-Tube Burgers

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