Dark Light

Eins vorweg, ja die Welt braucht einen Wandel hin zum Minimalismus. Und ich sag dir auch gleich, wieso. In einer Zeit des Überflusses gibt es immer mehr Menschen, welche bewusst dem Konsum den Rücken kehren. Hin zu einem bewussteren Umgang mit den Ressourcen der Erde und damit, wofür sie ihr Geld ausgeben. Ein neuer Hype würde man meinen und viele sind ja schon abgeneigt, wenn sie nur von solchen neumodischen Trends hören. Minimalismus, Veganismus, Zero Waste, alles Probleme der Neuzeit, weil wir ja sonst nichts besseres zu tun haben und sonst nichts haben, worüber wir uns Sorgen machen können.

Ich möchte dir ein paar Gründe nennen, warum es sich lohnen könnte, deinen Konsum teilweise zu überdenken. Das tut nicht nur der Erde gut, sondern auch deiner Psyche. Denn eine zugemüllte Wohnung belastet auch deinen Geist. Denn schliesslich musst du den ganzen Kram dann aufräumen, oder? In diesem Post sind die Grenzen zwischen Minimalismus und Nachhaltigkeit verschwommen, denn in meinen Augen ist das nachhaltigste was man tun kann, weniger zu konsumieren. Mir ist bewusst, dass man der Sache skeptisch gegenüber stehen kann. Wir leben im 21. Jahrhundert und haben die Freiheit uns all das zu ermöglichen und zu kaufen, worauf wir Bock haben. Wir arbeiten ja hart dafür. Ja, es ist einfach zu sagen, dass Geld nicht glücklich macht. Schliesslich bin ich privilegiert genug, um mir keine Sorgen um mein nacktes Überleben machen zu müssen. Und genau hier liegt der Punkt, woher soll ich wissen, dass Geld nicht glücklich(er) macht, wenn ich nie Geld gehabt hätte bzw. kein Geld habe (hier die obligatorische Studie, in welcher Forscher herausgefunden haben, dass die Lebenszufriedenheit ab $95’000 Jahreseinkommen (für die Schweiz wohl bisschen mehr, weil teurer) stagniert). Wir sind also in der komfortablen Situation weniger konsumieren zu müssen, denn wir haben eh schon zu viel. Im Durchschnitt besitzt ein europäischer Haushalt nämlich 10’000 Gegenstände. Im DURCHSCHNITT, wenn du alleinstehend bist, besitzt du wohl weniger. Falls nicht, dann hast du meine nächsten Zeilen wohl dringend nötig.

Plastik

Kunststoffe sind wunderbare Materialien, sie sind langlebig und nehmen genau diese Materialeigenschaften an, welche wir gerne von ihnen hätten. Die Tausenden von Plastikvariationen kannst du dir ja vorstellen, schliesslich bist du in deinem Leben genug davon umgeben. Plastik ist so gut wie unzerstörbar und billig, und genau da liegt das Problem. Es macht Sinn, dass Kunststoffe lange halten, wenn zum Beispiel Autoteile damit hergestellt werden. Schliesslich will ich nicht, dass das Auto bei meinem Trip an die Côte d’Azur unter mir zusammenbricht. Aber muss der Plastiklöffel, mit dem ich genüssliche mein Joghurt ausgelöffelt habe, noch über Generationen auf der Erde weilen?

“Ja, Plastik ist böse und verschmutzt die Weltmeere und lagert sich da zu grossen Müll-Teppichen an. Jaja, das wissen wir alles schon, aber wir entsorgen den Abfall ja richtig. Sag das mal den Leuten in Indien, wo sich der Müll schon auf den Strassen auftürmt”. Genau das ist der Punkt, du weisst es besser, also mach es auch besser. Hier also ein paar Alternativen zu Einwegplastik, welchen man getrost links liegen lassen kann:

Holzzahnbürsten: biologisch abbaubar, kannste sogar auf den Kompost schmeissen (manche haben Kunststoffborsten, diese vorher bitte abschneiden oder den Kopf abbrechen)

Stückseife: findet man völlig verpackungsfrei und sie halten auch viel länger als Shampoo und Duschgel, denn das ist auch nur Seife in Wasser. Das reduziert deinen Konsum von Einwegplastik um einiges.

Rasierhobel: statt Einwegrasierer lieber einen fancy Rasierhobel benutzen, der bleibt dein ganzes Leben an deiner Seite und sieht auch viel stylischer aus.

Stoffbeutel: Immer einen Jutebeutel in der Tasche haben und schon kann man extrem viel unnötigen Plastik vermeiden. Ausserdem darf man Früchte und Gemüse auch ohne Säckchen wiegen, just saying.

Edelstahlflasche: Ich glaube es ist klar worauf ich hinaus will. Wir haben wunderbares Leitungswasser, welches 1000x gesünder ist als diese schwarze Cola-Pfütze.

Und da gibt es noch viel mehr, frag einfach mal einen Zero Waster. Der hilft dir bestimmt gerne weiter!

Edelmetalle und Seltenerdmetalle

Für Smartphone, Fernseher, Laptop und Co. werden Metalle benötigt, welche nicht nur selten, sondern auch extrem aufwendig in der Gewinnung und Aufreinigung sind. Meist ist die Herkunft der Rohstoffe sehr schlecht nachvollziehbar. In Konfliktregionen schürfen Arbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen. Da kommt es nicht selten vor, dass sie lebendig in den Tunnel begraben werden. Ausserdem werden sie oftmals nicht mit der richtigen Schutzbekleidung ausgerüstet und sind beim Aufschliessen der Erzen oder bei der Produktion der Mobiltelefone und Co. den gesundheitsschädigenden Chemikalien schutzlos ausgeliefert.

Was kann man also tun? Niemand verlangt, dass man von jetzt an auf sämtliche Technik verzichtet und nur noch per Brief kommuniziert. Aber mit jedem Gerät, welches weggeschmissen wird, gehen wertvolle Rohstoffe verloren. Denn auch wenn man sie rezykliert, ist die Wiedergewinnung der Mineralien extrem aufwendig und schwierig. Viele benutzen ihre Handys nicht länger als zwei Jahre, denn dann wird es uns zu langsam und ein besseres Modell ist auch längst auf dem Markt. Würde man die Nutzungsdauer jedoch auf 5 Jahre erhöhen, könnte die CO2 Belastung auf die Umwelt um 30% reduziert werden.

Ein zweiter Fernseher ist extrem schnell gekauft, zu bequem ist der Gedanke dass man fürs TV schauen einfach im Bett liegen bleiben kann und sich nicht zum zweiten Fernseher im Wohnzimmer quälen muss. Aber überlege dir einfach mal, ob man wirklich in jedem Zimmer einen TV stehen haben muss und ob jedes Familienmitglied, neben Smartphone, auch ein eigenes Tablet besitzen sollte.

Nahrungsmittel

Wer mich gut kennt weiss, dass ich ein totaler Food Waster bin. Fast nie kann ich meinen Teller aufessen und ich schäme mich wirklich dafür. Denn Food Waste ist ein grosses Problem, ich arbeite neben dem Studium in einem Supermarkt und ich sehe selbst wie viel tagtäglich weggeschmissen wird. Es ist brutal wie viel Nahrungsmittel produziert, aber nicht konsumiert werden.

Pro Jahr werden rund 2 Tonnen Lebensmittel weggeschmissen und das nur in der Schweiz. Etwa 15% unseres Mülls besteht aus Lebensmitteln, denn im Durchschnitt schmeisst jede Person täglich fast eine ganze Mahlzeit in die Tonne. Da scheine ich wohl nicht die Einzige zu sein. Zirka 17% von dem was an Nahrungsmitteln weggeschmissen wird ist Fleisch. Stell dir vor wie extrem viele Ressourcen für die Produktion von Fleisch verschwendet wird, wenn Tiere gezüchtet, gefüttert und gehalten werden müssen, nur um dann ungegessen im Müll zu landen. 

Kleidung

Rund 50’000 Tonnen Kleidung wird jährlich in der Schweiz gespendet. Viele denken, dass sie so armen Menschen in Drittweltländern noch etwas Gutes tun können. Doch diese wollen unsere Kleider nicht mehr. Das geht so weit, dass Länder in Afrika ein Einfuhrverbot erlassen wollen. Denn unsere Kleidung wird da zu Dumpingpreisen verkauft und zerstört da den inländischen Markt. Einen spannenden Blogpost dazu findest du bei aniahimsa.com.

Was kann man also tun? Weniger kaufen. Denn ganze 60 Kleidungsstücke erstehen wir jährlich. Erst durch einen bewussteren Konsum, können wir dafür sorgen, dass weniger Energie, Wasser und Pestizide verschleudert werden, für Kleider, welche extrem kurzlebig sind. Gib deinen alten Klamotten eine zweite Chance und trage sie länger oder stöbere mal durchs Brocki, auch da gibt’s immer wieder Schmuckstücke zu finden.

Reisen

Weniger fliegen und mehr mit dem Zug auch mal Europa oder unsere schöne Schweiz bereisen. Sei minimalistischer im Umgang mit Flugreisen, denn die Wenigsten haben schon alles gesehen, was unser wunderschönes Land zu bieten hat. Einfach mal die verstaubten Wanderschuhe auspacken und ab in die Berge.

Es gibt noch viel mehr Ansätze, wie wir schonender mit unseren Ressourcen und unserer Umwelt umgehen können. Auch hier muss man sich zu nichts zwingen, sondern da einmal weniger konsumieren, wo sich der Verzicht gar nicht so fest nach Verzicht anfühlt. Jeder setzt seine Prioritäten anders, aber wenn man sich einmal bewusst wird, wie viel wir doch eigentlich haben, fällt es uns immer wieder einfacher etwas nicht zu kaufen, Secondhand zu kaufen oder auch mal auszumisten. Minimalismus ist noch viel mehr als das was ich in diesem Blogpost abgedeckt habe, aber ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Überblick verschaffen und freue mich zu hören, auf was ihr denn so “verzichtet”.

Quellenangaben
Titelbild von Unsplash (Narain Jashanmal)
Nature: Happiness, income satiation and turning points around the world
SRF: Unser Leben platzt aus allen Nähten
Heise Online: Umweltproblem Smartphone: Wie viel Nachhaltigkeit ist möglich?
Süddeutsche Zeitung: Warum es so schwierig ist, ein faires Handy zu bauen
Wikipedia: Metalle der Seltenen Erden
Foodwaste.ch: Foodwaste in der Schweiz
Focus: Wer von unseren Spenden profitiert – und wer nicht
Bundestamt für Umwelt: Kleider und Schuhe

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